Aufwand und Ertrag

Aufwand und Ertrag

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Kennt ihr das auch, in den frühen Morgenstunden durch ein monotones Motorengeräusch, welches immer wieder von Neuem aufheult, aus dem Schlaf gerissen zu werden? Grund dafür ist in meinem Fall ein eifriger Hauswart, der mit dem Laubbläser die Umgebung sauber hält. In meinen Augen ist ein solcher Laubbläser eines der sinnlosesten Werkzeuge überhaupt! Ich verstehe nicht, wieso Laub und Dreck von einer Seite zur anderen geblasen werden sollten – und dies mit so grossem Aufwand. Diese Tätigkeit kann täglich stundenlang betrieben werden, dafür wird Zeit und Benzin verbraucht, obwohl das Resultat schliesslich eher vage ausfällt. Wäre es nicht effektiver die Blätter mit einem Besen in den Kehricht zu befördern? So würde das Kehrgut gleich vom Boden verschwinden, anstatt von einem Standort zum nächsten befördert zu werden. Dies würde sicherlich Zeit einsparen und – ganz wichtig – es würde viel weniger Krach entstehen!

Natürlich möchte ich euch hier nichts über Gerätschaften für Gartenarbeiten erzählen. Viel mehr ist mir beim Hören dieses Motorengeräuschs aufgefallen, dass man sich über vieles unnötig aufregen kann. Es sind oft immer die gleichen Dinge die Anlass geben, sich zu ärgern. Und schlimmer noch, diese werden dann lautstark kommentiert oder es wird über längere Zeit mit anderen darüber debattiert, wie sehr euch dies und das nervt. Meist geht es dabei um kleine Dinge, zum Beispiel um ein Verhalten von Leuten, dass ihr nicht verstehen könnt oder ihr nicht für gut empfindet.

Sich über immer die gleichen Dinge aufzuregen, ist in etwa so wie die Arbeit mit eben diesem Laubbläser. Es wird eine Unmenge an Energie aufgewendet, ohne dass dies viel bringt. Die Blätter liegen auf dem Boden, werden hin und her gewirbelt. So sind sie nicht mehr auf dem Gehsteig oder auf dem Parkplatz, sondern auf der gegenüberliegenden Grundstückseite – was scheinbar weniger störend sein soll. Ebenso geschieht dies mit eurem Ärger den ihr erlebt. Ihr könnt euren Missmut laut kundtun, oder eine schnippische Bemerkung darüber machen oder euch auch ganz leise aufregen… Trotzdem bleibt er da und beschäftigt euch noch eine Weile. Durch Wind und Wetter bleiben die Blätter natürlich nicht an ihrem neuen Bestimmungsort, und somit muss diese Prozedur immer und immer wieder durchgeführt werden. Auch beim sich ärgern wird Energie verbraucht und trotzdem ist das Problem nicht behoben. Ärgern wir uns immer wieder über die gleichen Dinge und reagieren stets gleich darauf, bleibt das Problem bestehen und wird auch nicht gelöst.

Wäre es nicht sinnvoller, etwas Neues auszuprobieren? Worin liegt eigentlich der Ursprung unseres Ärgers? Meist ertappen wir uns, dass wir uns über etwas aufregen, dass uns zwar nicht passt, wir aber nicht ändern können. Wir verstehen auch nicht immer, wieso uns das dermassen in Rage bringt. Oftmals sind dies Reaktionen, die wir uns über längere Zeit angeeignet haben. Reaktionen auf Etikettierungen und Vorurteile die wir über andere haben, oder über Unstimmigkeiten moralischer Vorstellungen anderer, gegenüber unserer eigenen Moralvorstellung.

Wenn wir uns über Aufwand und Ertrag dieser Problemlösung Gedanken machen, sehen wir schnell, dass dies keinen grossen Gewinn abwirft. Eher im Gegenteil! Da wir zu keiner geeigneten Lösung kommen können, wäre es nützlich, den Aufwand zu verkleinern. Dies würde bedeuten, weniger Energie dafür zu verschwenden sich aufzuregen. Situationen und Begebenheiten so zu lassen wie sie sind. Wir müssen nicht immer alles verstehen. Wir müssen auch nicht immer alles korrigieren, schliesslich sind wir ja nicht das Mass aller Dinge.

Wenn wir die Energie und unsere Zeit stattdessen auf positive Dinge lenken, könnten wir uns damit etwas Gutes tun. Wir würden unsere Energie sinnvoll einsetzen, anstatt wie im Beispiel oben immer wieder Blätter von A nach B zu blasen und dabei unnötig viel Lärm zu produzieren… und ja genau, auch über diesen Laubbläser und das damit zusammenhängende unschöne Weckritual am Morgen möchte ich mich nun nicht mehr aufregen – sondern mich auf die schönen Dinge konzentrieren, die der Tag für mich bereit hält.

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