gut und böse

gut und böse

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Es gibt Leute, von denen gesagt wird, sie seien gut. Und es gibt Leute, die als bösartig gelten. Solche Einschätzungen haben Sie sicherlich auch schon gemacht. Gut oder Böse; Schwarz oder Weiss. Manchmal passiert es sogar auch, dass Leute zuerst als nett und freundlich wahrgenommen werden und diese sich dann plötzlich wandeln und zu «schlechten» Menschen mutieren. Wir fragen uns dann, wie es dazu kommen konnte? Wieso hat man diese negativen Eigenschaften vorher nicht erkannt? Wurde man von den Leuten dermassen eingenommen, dass die Sicht auf die wahre Identität versperrt war?
Oder ist es doch anders und jeder Mensch hat beide – oder wohl eher viele verschiedene – Anteile in sich? Es wäre dann so, dass Menschen grundsätzlich Gut als auch Böse sind. Dies kann je nach Situation, Kontext, Gesellschaft und äussere Umstände variieren. So kann eine Person auch am gleichen Tag auf viele verschiedene Leute unterschiedlich wirken. Es ist sicherlich realistischer zu glauben, dass wir Menschen beide Anteile in uns tragen und wir nicht durch und durch in eine Richtung eingestuft werden können.

Aber warum denken wir oftmals auf diese Weise? Ist es für uns hilfreich, jemanden gemäss diesen extremen Positionen einzuordnen? Wenn wir uns etwas umschauen, können wir erkennen, dass wir eine solche Einteilung gewohnt sind. Vielleicht kommt unser Schwarz-Weiss-Denken daher. Gut und Böse oder auch Gut gegen Böse ist ein uns vertrautes Schema. Wir lernen dies bereits im Kindesalter beim Hören von Märchen. Die böse Stiefmutter und die liebe, viel zu früh verstorbene, leibliche Mutter. Oder immer wiederkehrende optische Merkmale, die uns zeigen sollen, dass jemand gut oder böse ist. Jemand der hässlich aussieht, eine krumme Nase hat, ein Zwerg oder eine Hexe ist, kann nur das Böse verkörpern. Im Gegensatz dazu steht für das Gute die schöne Prinzessin die den ebenso schönen Prinzen heiratet. Alleine die Haarfarbe verrät in märchenhaften Geschichten, wer die gute und wer die böse Prinzessin ist. Oder was meint ihr, welches ist die nette der beiden Schwestern: die blonde oder die schwarzhaarige?

Diese Klischees erlernen wir als Kind und sie erscheinen uns logisch, weshalb wir diese Einteilung einfach mal so akzeptieren. Wir sehen dieses Muster auch in Filmen, bei denen ein Bösewicht dem Hauptakteur das Leben schwer machen will. Ein Film über einen Superhelden oder Actionhelden ohne Gegenspieler wäre ja schliesslich auch sinnlos und langweilig, oder? Wir können mitfiebern und hoffen, dass das Gute gewinnt. In Filmen ist dies ja auch meist der Fall, damit wir auch rundum gut unterhalten werden und wir am Schluss ein positives Ende erleben können.

Natürlich ist es uns im «richtigen» Leben bewusst, dass wir Menschen nicht anhand von optischen Merkmalen oder Rollen einteilen sollten. Wir laufen aber dennoch Gefahr, uns ein absolutes Urteil zu bilden. Wir vergessen beim Beobachten des Verhaltens von jemandem gelegentlich, dass dieses den Umständen entsprechend unterschiedlich sein kann. Die gleiche Person kann sich unter verschiedenen Umständen ganz anders verhalten. Je nachdem wie sie reagieren muss, wie das eigene Befinden ist, wie andere auf diese Person wirken und vieles mehr.
Wir vergessen, dass wir Menschen alle auf unser Umfeld reagieren. Wir können nicht gleichermassen nett sein, wenn wir unter Stress stehen, wenn wir Druck aushalten müssen. Wir können nicht gleichermassen einfühlsam und behutsam mit jemandem umgehen, sobald uns etwas emotional vereinnahmt.

Denken wir darüber nach, wie wir in verschiedenen Situationen, bei verschiedenen Leuten und aufgrund verschiedener äusserer Faktoren unser Verhalten steuern. So erkennen wir, dass wir viele verschiedene Facetten entwickeln und wir können dann auch darauf schliessen, dass dies allen anderen Menschen ebenso ergeht. So gelingt es uns sicherlich, ab und zu Grautöne zu erkennen, anstatt alles nur Schwarz oder Weiss zu sehen.

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