Empathy for the Devil

Empathy for the Devil

Hören Sie sich den Blog-Beitrag als Podcast in Walliserdeutsch an:

Ist euch auch schon aufgefallen, dass einige Menschen nicht richtig zuhören? Oder dass sie zwar zuhören, jedoch nicht auf das Gesagte reagieren? Zumindest nicht so, wie wir es erwarten würden… Wenn wir etwas loswerden oder uns beschweren möchten, brauchen wir Verständnis, bestenfalls Empathie vom Gegenüber. Es hilft und beruhigt, wenn sich der Gesprächspartner in unsere Lage einfühlen, uns Antworten geben kann. Dass dies nicht bei allen Menschen gleichermassen klappt, kann uns verärgern und wir verstehen nicht, warum wir mit unserem Problem allein gelassen werden. Es ist also durchaus sinnvoll, über die Gründe, die zu einem derartigen Gespräch führen, nachzudenken.

Man könnte meinen, dass man gelegentlich durchaus auf Gesprächspartner mit geringeren empathischen Fähigkeiten trifft. Doch ist das bloss eine Annahme oder gar ein Irrtum? Fakt ist: jeder Mensch ist empathisch! Fakt ist aber auch, dass jemand der selbst Empathie braucht, in dem Moment nicht fähig ist, Empathie zu geben. Ist man von seinem eigenen Problem eingenommen, ist es eine ziemlich hohe Erwartung, dass man jemand anderem seine volle Aufmerksamkeit entgegenbringen soll, oder?

Denken wir darüber nach, erkennen wir, dass dies in einem Gespräch zu einem wahren Teufelskreis führen kann: Wir fordern Empathie vom Gegenüber, um uns besser zu fühlen. Braucht unser Gesprächspartner seinerseits jedoch auch Empathie, ist er nicht in der Lage, uns gegenüber empathisch zu sein. Da wir selbst nach Empathie verlangen, können wir ihm dementsprechend auch keine geben. Beide Personen sind folglich überfordert, Enttäuschung macht sich breit, man kann sich gegenseitig nicht weiterhelfen – dies ist eine denkbar schlechte Konstellation!

Wie kann dieser Teufelskreis also durchbrochen werden? Ideal wäre, wenn wir unser Bedürfnis hintanstellen könnten, um uns auf die andere Person zu konzentrieren und ihr mit unserer Empathie beizustehen. Unser Gesprächspartner könnte uns schliesslich seinerseits wieder Empathie entgegenbringen. Dieser Lösungsansatz klingt zwar wunderbar einleuchtend, ist aber eine enorm schwierige Aufgabe. Sollten wir dies tatsächlich meistern, hätten wir unsere «Empathiefähigkeit» geradezu perfektioniert! Weil wir trotz des eigenen Verlangens nach Empathie über unseren Schatten springen und das Befinden unseres Gegenübers erspüren könnten. Das wäre eine ausserordentliche Leistung, die zu vollbringen, gemäss theoretischen Erkenntnissen gar nicht möglich ist. Wer Lust hat, darf es natürlich trotzdem ausprobieren…

Nichtsdestotrotz kann dieses Wissen über Empathie helfen, den eigenen Frust klein zu halten. Empathie bedeutet nämlich auch, sich selbst und seiner Gefühle bewusst zu sein und zu wissen, was man selbst braucht. Wer gelegentlich nicht genügend Empathie von anderen Menschen erhält, kann sich diese auch selbst zukommen lassen. Seid euch bewusst, was ihr braucht und was andere brauchen. So entwickelt ihr eine Haltung, um vermehrt Empathie aufzubringen: Gegenüber euch selbst und gegenüber anderen.

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