Fehlerkultur

Fehlerkultur

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Bestimmt habt ihr auch schon Fehler gemacht. Etwas, was ihr nie hättet machen wollen ihr aber dann doch getan habt. Oder etwas was ihr für gut empfunden habt und dass sich erst im nach hinein als Fehler entpuppt hat. Egal, ob ihr schon vorher wusstet ob es ein Fehler ist oder nicht. Einen solchen zu begehen kann je nachdem leicht überwunden werden oder aber im Nachhinein schwer wiegen.

Jeder kennt die Aussage: «Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen…» Dies ist sicherlich ein wichtiger Teil unserer Fehlerkultur und es ist sehr positiv und hilfreich, wird dies in unserer Gesellschaft so gesehen. Denn, das eigene Scheitern kann mit dieser Einstellung einfacher verkraftet werden. Tatsächlich ist es so, dass aus Fehlern etwas gelernt werden kann. Manche Dinge kann man nicht wissen, wenn man sie nicht selbst erfahren hat. Insofern ist es wichtig Erfahrungen zu sammeln und dabei läuft man gezwungenermassen ab und zu Gefahr, Fehler zu begehen. Etwas auszuprobieren kann auch mal scheitern. Die Einstellung dazu entwickeln, Unbedeutendes abzuschütteln, weiterzumachen, weiterhin interessiert zu sein, weiter Dinge auszuprobieren gehören zum Leben unbedingt dazu.

Aber es gibt Dinge, die man nicht einfach abschüttelt. Schwerwiegende Fehler, die andere Leute verletzen oder mit denen man sich selbst Schaden zufügt. In solchen Fällen, gelangt man nicht gleich in diesen «Modus», einen Fehler mittels eines Spruchs abzutun. Je nachdem hadert man mit sich selbst. Mit den eigenen Moralvorstellungen oder mit dem Selbstbewusstsein. Aus einem Fehler etwas zu lernen passiert nicht einfach. Es ist vielmehr harte Arbeit die nur in Kauf genommen wird um eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Denn aus Fehlern zu lernen, ist eine Möglichkeit, das eigene Fehlverhalten etwas auszugleichen. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst wieder ins Lot zu bringen. Aus Fehlern zu lernen soll helfen, beim nächsten Mal den gleichen Fehler zu vermeiden! Weil ein solcher nicht noch einmal passieren soll, weil ein weiteres Mal zu sehr schmerzt.

Wie mit eigenen Fehlern umgegangen wird, ist etwas sehr persönliches und individuelles. Lastet ein Fehler schwer auf jemandem, geht es darum, sich selbst zu verzeihen. Die eigenen Moralvorstellungen zu überdenken und mit einem Menschen (also mit sich selbst) der vielleicht sehr unmoralisch gehandelt hat, Frieden zu schliessen.

Begehen andere Menschen, wie Freunde oder Bekannte schwere Fehler, nutzen wir meist eine der folgenden Varianten um damit umzugehen: Wir sehen schnell darüber hinweg oder wir missachten andererseits diese Leute und grenzen uns von ihnen und ihren Taten ab. Sich selbst kann man aber nicht einfach «abhacken» und nicht mehr beachten. Es ist darum nötig einen Weg zu finden – entweder dies zu akzeptieren oder sich sogar zu verzeihen. Sich für seine Taten zu bestrafen, sich nicht zu verzeihen, ja sogar sich nicht mehr zu mögen ist keine nachhaltige Lösung. Sie führt zur Selbstzweifel, Trauer, Wut und Aggression.

Wie heisst es so schön, man nimmt sich selbst immer mit. Es gibt kein Entrinnen, keine Pause von sich selbst. Es ist also ratsam, alle Facetten von sich zu akzeptieren. Bei einigen dieser Facetten ist es natürlich leichter als bei anderen. Zu reflektieren was man an sich gut findet und was man nicht mag. Nachzudenken, welche Moralvorstellungen man hat und was man darum tun und lassen sollte. Sich einzugestehen, dass man nicht perfekt sein muss und es ab und zu einen «Ausrutscher» geben kann. Dass dies jedoch nicht einfach so toleriert wird, dass diese Erfahrung einen Nutzen haben muss, als «Wiedergutmachung», wenn man sich etwas erlaubt hat was nicht ok war.
Dies könnte der Lerneffekt sein, von dem im Sprichwort die Rede ist – sich selbst wieder akzeptieren, sich überlegen warum man etwas getan hat, was das nun bringen soll und sich wieder «abzudaten». «Ich-Selbst 2.0» bin dann wieder etwas reifer, erfahrener und mache vielleicht in Zukunft ein, zwei Fehler nicht mehr, die ich bereits begangen habe.

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