Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Hören Sie sich den Blog-Beitrag als Podcast in Walliserdeutsch an:

In einem «Running Gag» der Neunziger hat es geheissen, dass die neu gewählten Siegerinnen jeglicher Misswahlen antworten, sie möchten Weltfrieden – sobald sie gefragt wurden, was sie sich wünschen.
Wie in jedem Witz ist auch in diesem ein hoher Prozentanteil Wahrheit enthalten. Denn, wer wünscht sich nicht Frieden auf Erden? Dabei gehe ich aber einen Schritt weiter und behaupte, dass nicht der «Weltfrieden» allen so wichtig ist, sondern dass jeder persönlich in Frieden leben möchte. Schliesslich ist es das höchste Gut, wenn man sein Leben ungeniert leben kann, ohne dass jemand einem dabei immer wieder die Stimmung vermiest. Denn, wie ich unter anderem in meinem Berufsalltag als Mediatorin, sehr oft beobachten kann, geht es in vielen Fällen leider darum «Krieg» zu führen. Dies zeigt sich unter anderem an Aussagen wie: «Mir geht es nicht gut, also soll der andere dafür büssen!»; «Er hat meine Zukunftsvision leichtfertig zunichte gemacht, weshalb ich ihm alles Schlechte für seine Zukunft wünsche!»; «Ihr zu schaden, ist für mich das das Wichtigste – auch wenn ich dabei in Kauf nehmen muss, mir selbst zu schaden!» …Solche Aussagen sind in meinen Augen klare Kriegserklärungen. Sobald ich solche Sätze höre, frage ich mich, wieso es so viel wichtiger ist, jemandem zu schaden anstatt sich selbst etwas Gutes zu tun und zu sich Sorge zu tragen? Es ist unvermeidlich miteinander verbunden: wenn ich den Streit nicht weiter am Laufen halte, wenn ich loslasse und damit auch für meinen Seelenfrieden etwas tue, kann die andere Person auch profitieren. Und… genau das möchten Leute mit dieser Einstellung eben nicht!

Im Krieg gibt es keine Regeln. Er dauert so lange bis alles brach liegt, bis keine Ressourcen mehr vorhanden sind um weiter zu kämpfen. Das verhält sich auch im hier angesprochenen «privaten Krieg» genauso. So lange Energie, Geld und genügend Motivation vorhanden ist um dem anderen zu schaden, so lange dauert es. Haben wir unsere Kraft irgendwann aufgebraucht, müssen wir uns geschlagen geben. Wie im richtigen Krieg ist es auch so, dass es keine Gewinner gibt! Logischerweise werden auf beiden Seiten alle Ressourcen hochgefahren und genutzt und diese werden dann im Krieg aufgebraucht. Damit verlieren alle alles was sie investieren. Lohnt sich das also? Wie es scheint, ist das meist nicht die Frage. Es ist viel mehr entscheidend, wieso jemand dermassen motiviert ist auf’s Ganze zu gehen und so lange wie möglich – so lange wie nötig dem anderen und sich selbst das Leben schwer zu machen. Diese Motivation ist entstanden, weil Gefühle verletzt wurden. Aus Hass, Wut und Unverständnis wird gekämpft. Aus Rache und aus Freude, den anderen leiden zu sehen – auch dann, wenn man selbst leidet.

Versteht mich bitte nicht falsch. Es ist natürlich wichtig, dass Emotionen gezeigt und gelebt werden. Dass Unstimmigkeiten geklärt werden und dass es auch mal hoch hergehen muss, bei einem Streit. So kann vieles gesagt werden, was störend ist und dies kann damit auch leichter erkannt und schliesslich behoben werden. Doch ohne Rücksicht auf Verluste immer weiter zu streiten um einfach nur Recht zu bekommen, erscheint mir eine ganz andere Strategie zu sein. Sie ist weder für die Streitparteien noch für eine allfällige Klärung des Streits an sich nützlich. Vielmehr entsteht bei jeder «Kriegshandlung» immer wieder eine Reaktion darauf, diese wird durch neue Gegenwehr wieder befeuert und so weiter…

Wenn ihr das so liest, was macht das mit euch? Könnt ihr nachvollziehen, dass Menschen so handeln? Ich denke, dass ein solches Verhalten bei einem Streit sicherlich nachvollziehbar ist, jedoch niemals berechtigt. Menschen, die sich in einem hochstrittigen Konflikt befinden, handeln nicht immer zurechnungsfähig, sondern aus einer Emotion heraus. Die gewählten Handlungen können somit von Hass, Neid und Wut geprägt sein anstatt dass sie gründlich überlegt sind.
Auch wenn ihr euch nicht in einem solchen «Krieg» befindet, habt ihr sicherlich auch schon die Erfahrung gemacht, dass ihr aus einer Emotion heraus, ungerecht gehandelt habt.

Gehen wir davon aus, das Frieden und ein zufriedenes Leben für alle wichtig sind. Versuchen wir doch dieses Ziel zu erreichen. Versuchen wir den negativen Emotionen gegenüber Stärke zu zeigen. Wenn wir versuchen als oberstes Ziel ein friedliches Leben und ein friedliches Miteinander zu erhalten, können wir uns jede Menge Stress ersparen. Wir sollten gütig sein und den anderen auch diesen Frieden gönnen… dies ist doch eigentlich ein kleiner Preis für die eigene Zufriedenheit, Ruhe und Entspannung.

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